Proteste gegen Schließungen
nicht nur von unbezahlten Schauspieler*innen
Als am 21. Oktober 1918 auch die Theater gesperrt wurden, blieb das nicht ohne Folgen. Widerstand kam zwar auch von Seiten der Spielstätten – die entscheidende Frage war jedoch die Bezahlung der KünstlerInnen, die nun nicht mehr für Auftritte entlohnt wurden. ArbeitnehmerInnen und ArbeitgeberInnen suchten stellvertretend Lösungen für die Notlage und die entstandenen Konflikte. Für die SchauspielerInnen trat der Bühnenverein in Verhandlungen mit Vertretern der Theater.
Auch die BesitzerInnen von Kinos, einer noch sehr neuen Form der Unterhaltung, gerieten unter Druck und forderten von der Regierung nicht nur eine sofortige Aufhebung der Sperre, sondern auch Subventionen, um die entgangenen Verdienste zu ersetzen. Die Schließung wurde als ungerecht wahrgenommen, da andere Veranstaltungen noch erlaubt seien und „gerade das Kino berufen (wäre), bei der Bekämpfung der Grippe mitzuwirken durch Vorführungen von Diapositiven, welche auf Maßnahmen hinweisen. Man scheint bei den Behörden zu übersehen, daß kein Zwang besteht, das Kino zu besuchen und die Kinos durch Lüftung und Desinfektion nach jeder Vorstellung entsprechende Sicherheit bieten und keinerlei Gefahr besteht.“ (Neue Kino-Rundschau, 26. Oktober 1918)
Als schließlich in einigen Regionen auch Kirchen geschlossen wurden, interpretierte das die konservative Presse als Schikane gegen die Gläubigen und unterstellte der Sozialdemokratie dahinterzustecken, da diese selbst sehr wohl weiterhin Versammlungen durchführe. (Vorarlberger Volksblatt, 1. Dezember 1918)
„Nach mehrstündigen Verhandlungen einigte man sich dann, daß Gagen bis zur Höhe von 1000K monatlich zur Hälfte, über 1000K zu einem Drittel bezahlt werden. Die ersten drei Tage der Schließung werden voll bezahlt und die Verpflichtung der Bühnenangehörigen, an den Proben teilzunehmen, bleibt während der Dauer der Schließung aufrecht. Die Vereinbarung rechnet mit einer Schließung für nur ganz kurze Dauer. Das technische Personal wird daher voll bezahlt. Der Vertreter des Bühnenvereins, Dr. Fürst, wird heute beim Minister des Inneren vorsprechen, um die sofortige Aufhebung der Sperre der Theater mit Rücksicht auf die Notlage der Schauspieler und ihrer Familien zu erwirken.“
Hier zur gesamten Ausgabe der Illustrierten Kronen Zeitung, 28. Oktober 1918