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#nachgefragt bei Miguel Herz-Kestranek

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Wir haben #nachgefragt bei Miguel Herz-Kestranek, Schauspieler und Autor:

 

Welche Auswirkungen hatte die Flucht Ihrer Familie vor dem Nationalsozialismus?

Welche Geschichte hat diese Lampe?

Was macht diese Lampe zu einem Zeitzeugnis?

Wie hat die Exilerfahrung Ihrer Familie Ihr eigenes Leben beeinflusst?

Was bedeutet „Heimat“ für Sie?

 

Miguel Herz-Kestranek war am 24. März 2022 in unserer Reihe #nachgefragt im hdgö zu Gast und sprach über die Exilerfahrung seiner Familie im Nationalsozialismus und über eine ganz bestimmte Lampe, die in der Ausstellung Hitler entsorgen. Vom Keller ins Museum zu sehen ist.

 

 

Miguel Herz-Kestranek, geb. 1948, St Gallen/CH. Derzeit 15 Bücher, zahllose Beiträge in diversen Printmedien, Anthologien u.v.a. 2008-2018 Vizepräsident der Österr. Gesellschaft für Exilforschung, Kuratoriumsmitglied im Dokumentationsarchiv des Österr. Widerstandes, Gründungsmitglied des Bürgerforums Europa 2020, Beiratsmitglied der Österr. Ges. für Europapolitik, 2000-2010 Vizepräsident Österr. PEN-Club.  Als Schauspieler Theater, Musical, 180 z.T. internationale TV- und Filmrollen, Dutzende Soloprogramme. Dazu Kommentator, Moderator, Diskussionsleiter und Redner bei diversen NS-Gedenk-Veranstaltungen. Lebt in Wien und St. Gilgen. 

Die Veranstaltung in Bildern (3)
Interviewtranskript

Ich heiße Miguel Herz-Kestranek und ich hab ein Ausstellungsstück hier in der Ausstellung „Hitler entsorgen“ und darum sitze ich hier, weil ich heute Abend über Exil sprechen werde.

 

Welche Auswirkungen hatte die Flucht Ihrer Familie vor dem Nationalsozialismus?
Es waren sehr schwerwiegende familiäre Folgen, Vermögensfolgen – der Familienbesitz war immer belastet, er konnte fast nie  erhalten werden, weil kein Geld mehr da war usw. Das hat alles mit diesem Exil zu tun gehabt. Speziell mein Vater, der nicht mehr an sein Leben anschließen konnte, das er vor dem Krieg, vor dem Exil, geführt hat. Er war in gewisser Weise gebrochen,  obwohl ihm das wahrscheinlich gar nicht so bewusst war. 

 

Welche Geschichte hat diese Lampe?

Ein Besitztum, nämlich die Häuser – zwei Villen am See, also die Sommer-Villen – waren arisiert, beschlagnahmt, also enteignet. Und es war in St. Gilgen die NSV,  die Nationalsozialistische Volkswohlfahrt war darin und hat ihre Möbel dort gehabt.  Das waren so schwere, eicherne, bäurisch-geformte Möbel. Und nach dem Krieg war – als sie restituiert wurden – ein Teil dieser Möbel noch da. Und man hat sie aus Geldmangel und weil sie praktisch waren behalten. Und als sie dann langsam kaputt geworden sind, hat man aus zwei geschnitzten Füßen dieser schweren Möbel, hat man unten ein Loch gebohrt, eine Fassung draufgemacht und eine bäurische Lampe gemacht.

 

Was macht diese Lampe zu einem Zeitzeugnis?

Vom Gesichtspunkt des Museums oder dieser Ausstellung ist es natürlich ein kurioses Stück. Weil man sich fragen kann, wieso haben die das nicht weggeschmissen oder verbrannt zumindest. Man hätte es ja im Ofen oder Kamin auch ,unzweckgewidmet‘ zumindest ein Feuer daraus machen können. Man hat nicht gesagt, „das sind Nazi-Möbel, die schmeißen wir weg“. Das war völlig wurscht. Und ich hab da auch überhaupt kein Problem mit dieser Lampe. Wissen Sie, wenn man sich jahrzehntelang intensiv mit NS-Geschichte auseinandersetzt, dann wird man wissender.

Ich hab mit wahrscheinlich hunderten NS-Opfern zu tun gehabt – mit Leuten, die die Nummer hier gehabt haben vom KZ – und bin nicht milder geworden, aber ich verstehe jetzt mehr, nicht von den Tätern, aber von den MitläuferInnen. Das verstehe ich, warum das passiert ist. Und es fällt mir immer schwerer, den Stab über sie zu brechen. Und deshalb hab ich auch kein Problem mit dieser Lampe, die Lampe kann nichts dafür.

 

Wie hat die Exilerfahrung Ihrer Familie Ihr eigenes Leben beeinflusst?
Die Hilde Spiel hat einmal gesagt:  „Das Exil ist eine vererbbare Krankheit“. Und ich hab das bei vielen Kindern oder Nachkommen von Exilanten gesehen, dass das nachwirkt. Also ich hab natürlich die Auswirkungen des Exils – die Enteignung der Besitze, die Restitution, Verlust des Anschlusses meines Vaters an das Leben vorher – das hab ich natürlich alles erlebt. Und dann spür ich es an meinem Interesse. Alles was mit Exil zu tun hat interessiert mich, rührt mich zu Tränen. Ich leide permanent unter Heimweh, obwohl ich ja jetzt zuhause bin. Ich hab ja als Schauspieler auf der ganzen Welt gedreht. Ich bekomme am Bahnhof Heimweh, am Flugplatz und überall, wo ich in der Ferne gewesen bin, hab ich mir gedacht, reflexartig, wenn jetzt der Krieg ausbricht, und du könntest nichtmehr nach Hause, könntest du hier bleiben? In Panama, in Kenia, in Thailand? In Kanada? Und da hab ich an einem Fleck gedreht, der mich an St. Gilgen erinnert hat und die Rocky Mountains an unsere Bergkette. Und da hab ich mir gedacht, ja, also dort an dem See, ich glaube, da könnte ich ohne vor Heimweh zu sterben, bleiben.  

 

Was bedeutet „Heimat“ für Sie?

Heimat ist viel. Heimat ist erstens die Gegend; das Wissen, um Dinge, die nur die Heimat und ich an der Stelle wissen; Heimat ist verstanden werden; Heimat ist Humor, ein ganz bestimmter. Wenn in Chicago, einer der oder der größten burgenländischen Stadt, die Blasmusik spielt, dann ist es trotzdem nicht die Blasmusik aus St. Gilgen. In St. Gilgen ist Heimat.

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