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#nachgefragt bei Victoria Borochov, ehem. Präsidentin der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH)

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Wir haben #nachgefragt bei Victoria Borochov, ehem. Päsidentin der JöH:

 

Was sind die Aufgaben der JöH?

Für welche Gedenkkultur setzt sich die JöH ein?

Wie nimmst du Antisemitismus im Alltag wahr?

Welche Maßnahmen gegen Antisemitismus braucht es?

Welche Aufgabe haben Gedenktage für dich?

 

Im Rahmen der Aktionswoche gegen Antisemitismus (2022) war Victoria Borochov zu Gast in der #nachgefragt-Reihe des hdgö. In der Hauptausstellung Neue Zeiten: Österreich seit 1918 spricht sie zu historischem und gegenwärtigem Antisemitismus in Österreich und erzählt von ihrer aktivistischen Arbeit.

 

Victoria Borochov war Präsidentin der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen (JöH). Sie studiert Judaistik an der Universität Wien und ist Redakteurin beim NOODNIK-Magazin. Mit dem Filmclub Tacheles kuratierte sie jüngst die „Filmreihe Beckermann“. Mit der JöH organisierte sie im Frühjahr 2022 Unterstützung für Menschen, die aus der Ukraine flohen. Aktuell ist sie bei der Aktion „PLATZ DA“, eine Initiative, die sich mit den Ambivalenzen des Karl-Lueger-Denkmals beschäftigen, engagiert. Antisemitismus und Aufklärung zur Vielfalt jüdischen Lebens in Wien sind ihre zentralen Themen.

Die Veranstaltung in Bildern (6)
Interview Transkript

Jüdisches Leben muss aktiv tagtäglich beschützt werden und aktiv tagtäglich gefördert werden. Und nicht nur an Gedenktagen gedacht, sondern Erinnern heißt auch aktiv sein.

 

Ich bin die Victoria Borochov. Ich bin 22 Jahre alt, Präsidentin der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen [JöH], Redakteurin beim Noodnik, das ist die Zeitschrift der JöH. Ich studiere Judaistik an der Universität Wien, bin hoffentlich bald fertig. Ich war letztes Jahr Teil des Filmclubs Tacheles, wo wir die Filmreihe Beckermann mitkuratiert haben. Und heute bin ich hier bei #nachgefragt.

 

Was sind die Aufgaben der JöH?

Die JöH hat zwei Hauptaufgaben: Eine davon ist jüdischen Studierenden einen Raum zu geben. Sei es jetzt indem wir einmal im Monat Shabbes-Essen machen, wo 100 jüdische Studierende zusammenkommen und gemeinsam den Shabbes feiern, oder Purim-Partys zu veranstalten, oder zu Chanukkah die Kerzen gemeinsam zu leuchten.

 

Die zweite Hauptaufgabe der JöH ist der politische Aktivismus, ist das Aufmerksammachen auf Antisemitismus. Wenn Politiker*innen Holocaust-verharmlosende Sachen im Fernsehen machen – sei es jetzt der [Herbert] Kickl, den wir angeklagt haben, oder der Bundespräsidentschaftskandidat [Walter] Rosenkranz, der in einem Burschenschaftsbuch Nazis geehrt hat, wo wir auch einen offenen Brief gegen ihn geschrieben haben. Oder sei es gegen die Corona-Demos, oder sei es jetzt bei der Lueger-Statue nicht aufhören, dagegen anzukämpfen, dass sie weggestaltet wird. Das sind die Aufgaben der JöH.

 

 Für welche Gedenkkultur setzt sich die JöH ein?

Die Karl-Lueger-Statue ist ein immer prominentes Thema bei der JöH. Wir sind schon seit über zwei Jahren bei der Statue, um darauf aufmerksam zu machen, dass Karl Lueger – ja, er war ein großer Wiener Bürgermeister, aber das hat er auch nur geschafft, weil er Antisemitismus salonfähig gemacht hat. „Wer Jud’ ist, entscheide ich“, hat er gesagt. Und wir sind eben seit zwei Jahren dort, um darauf aufmerksam zu machen, dass dieser Mann, der 16 Meter hoch ist, diese Statue hat, einen ganzen Platz mitten im 1. Bezirk, der nach ihm benannt wurde, dass das einfach nicht mehr sein kann. Diese Statue gehört weg, der ehrende Charakter gehört weg, der Platz gehört umbenannt. Da muss mehr geschehen, als es jetzt ist. Jetzt gibt es das Lueger Temporär, diese Holzmasten, spielplatzähnliche Dinger, die überdimensional groß sind und nicht von seinem ehrenden Charakter wegnehmen, sondern noch mehr Aufmerksamkeit auf ihn geben. Also unserer Meinung nach sind die „Schande“-Beschmierungen, die auf dem Denkmal sind, machen viel mehr und kontextualisieren viel mehr die Statue und für was er steht und wer er war, als dieser Holzbracken. Weswegen wir auch dagegen demonstriert haben. Bei der Eröffnung sind wir mit Schildern dort gestanden, wo draufstand „Antisemitismus thematisieren – nicht bunt dekorieren“. 

 

Wie nimmst du Antisemitismus im Alltag wahr?

Da Antisemitismus sehr facettenreich ist und auch sehr viele verschiedene Gesichter hat und in ganz verschiedenen Situationen hochkommt, nehm‘ ich ihn eigentlich fast täglich wahr. Auf den Corona-Demos damals war der Antisemitismus unübersehbar, unüberhörbar – der war einfach lautstark mitten in Wien, extrem beängstigend. Oder sei es jetzt auf pro-palästinensischen Demos, wo sie aufrufen zum Tod aller Juden und das Kindermörder-Israel-Narrativ und Free-Palestine – „From the river to the see, Palestine shall be free“ – und somit eigentlich den Staat Israel auslöschen wollen, der einzigen Zufluchtsort für jüdische Menschen, der einzige jüdische Staat auf diesem ganzen Planeten. Es wird der Zionismus mit dem Nationalsozialismus gleichgesetzt. Und wenn wir das sehen, dann ist der Antisemitismus eigentlich überall. Man kann ihn eigentlich nicht übersehen. Die Leute schauen halt nur gern aktiv weg, weil es sie nicht betrifft.

 

Welche Maßnahmen gegen Antisemitismus braucht es?

Mehr Bildung, mehr Aufklärung. Ich merke immer wieder, auch in meiner Schule war es so, ja der Zweite Weltkrieg wurde sehr lange behandelt, die Shoah wurde sehr lange behandelt, der Antisemitismus damals wurde sehr lange behandelt, aber dann hat es auch wieder aufgehört. Jüdisches Leben jetzt, Antisemitismus jetzt, wird kaum behandelt. Leute, wenn ich von Antisemitismus spreche, sagen zu mir: „Häh, was? Antisemitismus ist doch eine Sache von damals. Das gibt’s doch heute gar nicht mehr.“ Und das erschreckt mich immer wieder. Es muss vielmehr auch vonseiten der Politik, vonseiten der Gesamtgesellschaft viel mehr Aufklärung, viel mehr Bildung kommen. Es muss viel mehr auf Betroffenen-Stimmen gehört werden. Ich erwarte mir einfach viel mehr Solidarität, dass viel mehr Leute aufschreien, wenn etwas passiert. Es ist sehr wichtig, dass nicht nur wir Jüdinnen und Juden den Kampf gegen Antisemitismus führen, sondern, dass die gesamte Gesellschaft diesen Kampf mit uns führt.

 

Welche Aufgabe haben Gedenktage für dich?

„Niemals wieder, niemals vergessen“. Schön und gut, dass Politiker*innen zu den Gedenktagen kommen und das sagen, aber es reicht nicht aus. Jüdisches Leben muss aktiv tagtäglich beschützt werden und aktiv tagtäglich gefördert werden. Und nicht nur an Gedenktagen gedacht, sondern Erinnern heißt auch aktiv sein.

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