Im Frühling 2008 wurde in der niederösterreichischen Stadt Amstetten ein extremer Fall von Gewalt in der Familie aufgedeckt. Der Pensionist Josef Fritzl hatte seit 1984 seine damals 18-jährige Tochter und mehrere mit ihr gezeugte Kinder für 24 Jahre in einem selbstgebauten Kellergefängnis festgehalten. Der Täter war bereits 1967 wegen sexualisierter Gewalt verurteilt worden, wurde aber als unauffälliger und freundlicher Nachbar beschrieben, als das Verbrechen bekannt wurde.
Das Kellergefängnis von Josef Fritzl hat so viel internationale Öffentlichkeit erfahren wie kaum ein anderes Verbrechen in der Zweiten Republik. Nur zwei Jahre davor, im Jahre 2006, machte Österreich bereits durch die Klärung der langen Entführung von Natascha Kampusch als Ort von aufsehenerregenden Gewaltverbrechen Schlagzeilen. Der Ton der Berichterstattung über beide Fälle war sensationalistisch und missachtete die Würde der Opfer. Die Stadt Amstetten stand unter ungekannter und vor allem ungewollter Medienaufmerksamkeit aus der ganzen Welt. Wochenlang versuchten Fernsehteams und Journalist*innen, besondere Bilder und Geschichten zu erhaschen.
Was mit dem Haus in Amstetten passieren soll, blieb lange unklar. Der Keller der Gartenhütte, in dem sich das Gefängnis befand, wurde mit Beton versiegelt, das Wohnhaus war verkauft worden. Der neue Besitzer sorgte für Aufsehen, als er ankündigte, dort Dienstwohnungen für die weiblichen Angestellten seiner Striptease-Bar einrichten zu wollen. Heute ist die Fassade neu gestrichen und beherbergt Mietwohnungen.