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Foto: WikiCommons, Bwag/CC-BY-SA-4.0

Proporz am Dach – der Wappenstreit

Im Dezember 1950 standen die Dombauleitung und das Bundesdenkmalamt vor einer schwierigen Entscheidung: Es galt die Wappenfrage am Dach des Doms zu lösen, die in den letzten Monaten für heftige Diskussionen gesorgt hatte. Zunächst hätte die ursprüngliche Situation wiederhergestellt werden sollen: Auf der Südseite der Doppeladler mit den Initialen von Franz I., auf der Nordseite die Jahreszahl 1831 – das Jahr der letzten Neueindeckung des Daches – mit dem Doppelkreuz der Erzdiözese Wien.

 

Nun tauchten neue Vorstellungen auf: Die Republik sollte mit ihrem Staatswappen vertreten sein, und die Stadt Wien wünschte sich aufgrund ihrer großzügigen Spende von      1 Million Schilling ebenfalls eine wappenmäßige Berücksichtigung. Dombaumeister Karl Holey schlug vor, auf der Südseite den alten Doppeladler und das Wappen der Republik anzubringen, auf der Nordseite die Wappen der Bundeshauptstadt und der Erzdiözese Wien.

 

Teile der Öffentlichkeit zeigten sich empört über die Dombauleitung und warfen ihr vor, die bei den Sammelaktionen versprochene Wiederherstellung des Zustands vor 1945 nicht einzuhalten. Kardinal Innitzers Verzicht auf das Wappen der Erzdiözese machte den Weg zur Lösung frei: Auf die Südseite kam wieder der Doppeladler in alter Größe, ergänzt um die Jahreszahl 1831, und auf der Nordseite sind nun zwei Wappen zu sehen: das Wappen der Stadt Wien und der Bundesadler mit der Jahreszahl 1950, dem Jahr der Fertigstellung des Dachs.