Sammeln im Gedenken an das Attentat vom 2. November 2020
Am 2. November 2020 verübte ein islamistischer Extremist ein Terrorattentat in einem beliebten Szeneviertel der Wiener Innenstadt. Vier Menschen wurden ermordet und 23 verletzt. Sie stammten aus sechs Staaten Europas, aus Afghanistan und China. Als zeitgeschichtliches Museum der Republik Österreich verstehen wir es als unsere Verantwortung, nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart für künftige Generationen zu dokumentieren. Das Terrorattentat stellt einen tragischen, aber einschneidenden Moment in Österreichs jüngster Geschichte dar, den Objekte für Ausstellungen, wissenschaftliches Forschen und Vermittlung in der Zukunft zugänglich machen.
Besonders wichtig ist es dem Haus der Geschichte Österreich, Reaktionen der Zivilbevölkerung auf den Anschlag in unserer Sammlung festzuhalten. Binnen Tagen wurde den Getöteten und Verletzten an vielen Orten in der Wiener Innenstadt durch das Hinterlassen von Kerzen, Botschaften und vielen anderen Objekten gedacht, haben die Gewalt aber auch neu gedeutet und beispielsweise zu Solidarität aufgerufen, gegen Hass ausgesprochen oder gesellschaftlichen Zusammenhalt eingefordert. Unzählige Einzelpersonen, offizielle Stellen und unterschiedliche Vereine drückten an den Tatorten des Anschlags ihr Mitgefühl aus.
Da noch 2021 eine Gedenktafel vor Ort angebracht wird, müssen im Auftrag der Stadt Wien in den ersten Jännertagen 2021 viele dieser Dinge und Bekundungen weggeräumt werden. Das Haus der Geschichte Österreich hat deshalb repräsentativ einige der Objekte für seine Sammlung übernommen. Unter den gesammelten Gegenständen befinden sich Grabkerzen – oft individuell gestaltet und beschrieben –, selbstgebastelte Laternen, geschriebene Botschaften und künstlerische Werke sowie Kunstblumen und andere Zeugnisse eines Ausdrucks von Solidarität und Anteilnahme. Auch wurden Kranzschleifen von den Gedenkkränzen der drei Staatsspitzen – Bundespräsidentschaftskanzlei, Bundeskanzleramt und Parlament – in die Sammlung aufgenommen. Bereits im November, unmittelbar nach dem Attentat, konnte das hdgö die Trauerkundgebung der Jüdischen Österreichischen HochschülerInnenschaft und der Muslimischen Jugend Österreich in Zusammenarbeit mit vielen weiteren Organisationen, durch die Aufnahme von Fackeln und Manuskripten zweier Redner, dokumentieren.
Gerne können Sie sich mit Fragen zu unserer Sammlung, der Sammlungspraxis oder dem Dokumentieren der Gegenwart jederzeit an uns wenden.
Kontakt
Laura Langeder, MA (Sammlungsentwicklung und -management)