Österreichs Auftreten vor und bei den Spielen in Berlin verdeutlichte, dass nicht nur die Sportführung, sondern die gesamte austrofaschistische Politik einen Schlingerkurs fuhr: War Österreich unter den ersten Ländern, die 1933 ihre Teilnahme an diesem sportlichen Großereignis trotz der Machübernahme der Nationalsozialist*innen bestätigten, wurde die Zusage im August 1935 widerrufen, um die Abgrenzung zu NS-Deutschland zu demonstrieren. Auf Druck Deutschlands und Italiens wurde der ohnedies nicht ernsthaft erwogene Boykott aber rechtzeitig wiederum zurückgenommen: Hektisch wurde ein möglichst umfangreiches Team – Österreich stellte schließlich das drittgrößte Kontingent – zusammengestellt. Hintergrund war auch, dass Österreich nach dem sogenannten Juliabkommen seine Politik zum nationalsozialistischen Deutschen Reich verändert hatte.
Das Ziel, in Berlin eine selbstbewusste österreichische Nation zu repräsentieren, gelang nur teilweise: Sportliche Erfolge brachten die erwünschte Anerkennung, aber auch politischer Ebene misslang die Selbstdarstellung völlig. Zu widersprüchlich waren die Botschaften an die Zuschauer*innen vor Ort und an die österreichische Öffentlichkeit. Beim Einmarsch zur Eröffnung der Spiele verwendeten die österreichischen Sportler*innen einen „Olympischen Gruß“, der dem Hitlergruß zum Verwechseln ähnlich sah. Das war nur der Anfang: Von der Eröffnungs- bis zur Schlussfeier erlagen die österreichischen Sportler*innen und mit ihnen das sportinteressierte Publikum teils freiwillig, teils gegen den eigenen Willen, den Inszenierungen der „Nazi-Olympiade“.