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#nachgefragt bei Siradj Duhan von der bosnischen Volksgruppe

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Wir haben #nachgefragt bei Siradj Duhan:

 

Wie kam es, dass Sie sich für die Anerkennung einsetzen?

Welche Chancen bietet die Anerkennung?

Welche Kriterien gibt es für die Anerkennung?

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Siradj Duhan gründete 1994 die Gesellschaft Bosnischer Akademiker in Österreich, die den Sonderberaterstatus beim Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der Vereinten Nationen hat. Er ist Gründungsmitglied und erster Präsident der Gesellschaft Bosnischer Akademiker in der EU. Im Jahr 2023 gründete er gemeinsam mit neun weiteren Vereinen in Österreich den Rat der Österreichischen Bosnier. Als staatlich beeideter Ziviltechniker für Maschinenbau in Österreich lebt er in Wien und ist seit 2024 im Ruhestand.

Interview Transkript

Guten Tag, liebe Bosnierinnen und Bosnier. Ich bin Siradj Duhan. In unserer Arbeit setzen wir uns für die Anerkennung der Volksgruppe Österreichische Bosnier*innen ein.

 

Wie kam es, dass Sie sich für die Anerkennung einsetzen?
Die Idee über die österreichische Bosnier*innen als Volksgruppe in Österreich kam im Jahr 1993, als die vorläufig letzte Volksgruppe in Österreich anerkannt wurde. Das waren die Roma und Sinti. Ich hab den Artikel im STANDARD gelesen und mit Interesse habe ich dann einen Besuch bei dem Bundeskanzleramt erstattet und mit der Bitte um Information, wie es mit den Bosnier*innen ist. Die haben aber damals gesagt, es ist schon zu früh für Bosnier*innen. Kommen Sie in 25, 30 Jahren, dann reden wir darüber. Und so war es, dass in 2019 dann ich einen Brief an Bundeskanzleramt wieder geschrieben habe, sogenannten Letter of Intent. Und die haben mich dann eingeladen und wir haben etwas ausführlicher gesprochen. Ich hab dann gesagt, schau vor 26 Jahren war ich da, aber wenn Sie jetzt sagen, dass ich wieder in 25, 30 Jahren komme, ist auch kein Problem. Aber wir haben den Ball aufgerollt und er rollt runter. Mit jedem Tag ist er größer und ist nicht aufzuhalten. Es ist nur die Frage wann.

 

Welche Chancen bietet die Anerkennung?
Für mich gibt es zwei Gründe, warum die Anerkennung notwendig ist. Der Erste ist die politische Natur. Ich möchte nicht erleben, dass irgendwer nach 20, 30, 100 Jahren kommt und sagt, ja, okay, ihr seid nur die Gäste da und bitte, verlasst das Haus. Die Geschichte hat uns leider gezeigt, dass so was auch möglich war.

 

Der zweite Grund ist, dass laut Gesetz, das für anerkannte Volksgruppen gilt, der Staat als solcher kümmert sich um Erhalt des Volkstums und kümmert sich um den Erhalt von Kulturgut von diesen anerkannten Volksgruppen auch weiterlebt. Das ist interessant insofern, dass wir dann begonnen haben, als erste Schritt bosnische Sprache hier anzuerkennen. Also die Schritte waren im Jahre 1994/95 dafür gesetzt. Jetzt haben wir in Österreich zwar unter dem Namen BKS (Bosnisch, Kroatisch, Serbisch), aber das ist für uns eigentlich sekundär. Somit war das erste Zeichen dafür, dass auch Volksgruppe als solche eine Chance hat, weil ohne Sprache wird es schwierig.

 

Welche Kriterien gibt es für die Anerkennung?
Dann haben wir dann gesehen in weiterer Folge, was notwendig wäre, um diese Anerkennung zu bekommen. Es ist keine juristische Angelegenheit, weil juristisch gesehen, es gibt kein Gesetz, das sagt, wenn du das erfüllst, du bekommst das auch. So was Ähnliches ist eigentlich auch hier mit den Volksgruppen. Die Volksgruppen muss da sein, muss sich zeigen, dass sie lebt, dass sie versucht Kulturgut, Volkstum auch zu bewahren mit unterschiedlichen Aktionen. Und wenn man das auch zeigen kann und beweisen kann, dann wäre die Möglichkeit weiter zu reden. Und wir sind jetzt gerade dort eigentlich. Wir reden mit Parlamentariern von allen Fraktionen. Und ich bin guter Hoffnung, dass wir in der nächsten Legislaturperiode auch die Anerkennung bekommen.

 

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Da haben wir einen Weg zur serbischen Gruppe gesucht und Dachorganisation der Serben in Wien. Wir haben drei Stunden drüber gesprochen. Die haben zum Schluss gesagt, es gibt keinen Grund eigentlich, euch nicht zu unterstützen, weil, wie wir sehen, wie die Serben sehen, ihr könnt uns eigentlich auch helfen. Schau, dass in Österreich die Serben, die Kroaten, die Bosnier können miteinander reden. Und es ist die Hoffnung wiederum, dass dieses Projekt als Friedensprojekt über die Grenzen hinaus ein Anklang bei ein paar Leuten schafft. Und wenn nur einer davon hört und sich ändert, dann haben wir eigentlich unsere Mission getan.

 

Jeder von uns hat viele Identitäten, die eigentlich nur einen Mensch bereichern. Was würden Sie sagen, wer der Schwarzenegger ist? Österreicher oder Amerikaner? Österreicher würden sagen, er ist Österreicher selbstverständlich. Die Amerikaner sagen der ist aber Amerikaner. Für Schwarzenegger, ich sage dir, ist es egal. Er ist ein Schwarzenegger, aber mit mehreren Identitäten und eigentlich reich an solchen. Somit glaube ich, dass Österreich auch reicher wäre, wenn Bosnier*innen Anerkennung erlangen und so schnell wie möglich.

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