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#nachgefragt bei Gerlinde Affenzeller von SOS Mitmensch

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Wir haben #nachgefragt bei Gerlinde Affenzeller von SOS Mitmensch:

 

Was macht das Lichtermeer 1993 so einzigartig?

Was hat das Lichtermeer 1993 aus der Sicht von SOS Mitmensch bewirkt?

Wäre heute noch ein Lichtermeer dieses Ausmaßes möglich?

Was bedeutete das Lichtermeer für Sie persönlich?

 

Am 23. Jänner 1993 versammelten sich rund 300.000 Menschen auf dem Wiener Heldenplatz und in verschiedenen Landeshauptstädten zum sogenannten Lichtermeer. Den Anlass bildete das von der FPÖ angekündigte Volksbegehren mit dem Titel „Österreich zuerst“. Es forderte einen Einwanderungsstopp und Gesetze, die Migrant*innen diskriminierten. Das Lichtermeer setzte ein deutliches Zeichen gegen Rassismus und Ausgrenzung und gilt bis heute als größte Demonstration der Zweiten Republik.  

 

Zum 30-jährigen Jubiläum dieses Ereignisses waren Gerlinde Affenzeller und Anita Eichinger zu Gast im hdgö in der Reihe #nachgefragt. Gerlinde Affenzeller war beim Lichtermeer 1993 dabei und ist nun als Geschäftsführerin bei SOS Mitmensch tätig – der Verein wurde im Zuge der Organisation des Lichtermeers gegründet. Anita Eichinger leitet die Wienbibliothek im Rathaus, in deren Sammlung sich Objekte vom Lichtermeer befinden.

 

Im Video spricht Gerlinde Affenzeller über das Lichtermeer, dessen Bedeutung und seine Nachwirkungen bis in die Gegenwart. 

Die Veranstaltung in Bildern (6)
Interview Transkript

Ich erinnere mich noch ganz genau an einen Moment, wo wir alle die Fackeln angezündet gehabt haben und die Luft wirklich dünn geworden ist. Es war ein kurzer, mulmiger Moment, aber gleichzeitig dann einfach ein Erstaunen und ein Begreifen, wie groß die Versammlung hier ist.

 

Mein Name ist Gerlinde Affenzeller und ich bin Geschäftsführerin von SOS Mitmensch. Ich war damals als Studentin beim Lichtermeer.

 

Was macht das Lichtermeer 1993 so einzigartig?

Das Lichtermeer war ganz etwas Besonderes, weil einfach eine sehr große Anzahl von Menschen dort waren: über 300.000 Menschen, die für das Gleiche eingestanden sind. Es war somit die größte Kundgebung der Zweiten Republik. Zum anderen war das Lichtermeer etwas Besonderes, weil es so eine breite Bewegung war. Angefangen von kirchlichen Institutionen über Parteien über NGOs über Hochschülerschaften und viele Privatpersonen waren viele vertreten – und das ist einzigartig. Es war einfach auch beeindruckend, dass so eine riesengroße Anzahl von Menschen dort war, eine Kerze angezündet haben und einfach sehr kraftvolle Bilder entstanden sind. Und die Bilder wirken bis heute nach.

 

Was hat das Lichtermeer 1993 aus der Sicht von SOS Mitmensch bewirkt?

Also das Lichtermeer 1993 hatte eine sehr große Wirkung. Einerseits ist das Volksbegehren von Jörg Haider eindeutig in den Schatten gestellt worden, im wahrsten Sinne des Wortes. Andererseits ist erstmals eine wirklich große Gegenöffentlichkeit sichtbar geworden. Drittens ist der Heldenplatz erstmals umgedeutet worden seit 1938. Und viertens, was nicht zu vernachlässigen ist, ist, dass die Zivilgesellschaft erstarkt ist. Konkret heißt das, es sind einfach sehr viele Organisationen aus dem Lichtermeer hervorgegangen. Nicht nur SOS Mitmensch, es ist auch das Integrationshaus entstanden, es ist die Armutskonferenz entstanden, es ist Hemayat entstanden, in weiterer Folge Zara, der Verein Ute Bock usw.

Es ist aber auch die Zivilgesellschaft in nicht-organisierter Weise erstarkt, wie man in den Flüchtlingsunterkunftgebungen zum Beispiel sieht. D.h. das Lichtermeer hat sich manifestiert in der Zivilgesellschaft und ich würde auch sagen, die Lichter brennen weiter.

 

Wäre heute noch ein Lichtermeer dieses Ausmaßes möglich?

Also man muss ganz klar sagen, dass ein Lichtermeer im Ausmaß von damals, wo 300.000 Menschen auf die Straße gehen, zu diesem Themenbereich – also sprich: Sündenbock-Politik oder Ausländerfeindlichkeit – heutzutage nicht mehr möglich wäre. Das liegt einerseits daran, dass so eine breite Bewegung nicht mehr zu Stande zu bringen wäre. Eine Bewegung, wo alle Parteien bis auf die FPÖ vertreten sind z.B. Das liegt aber auch daran, dass sozusagen die rechtspopulistische Rhetorik in den Mainstream gekommen ist. D.h. wir haben uns alle ein bisschen daran gewöhnt an die menschlichen Grausamkeiten, an diese Entwicklungen. Und, was auch ganz wichtig ist, es haben sich natürlich die Protestformen verändert: Mit dem Internet gibt es Online-Petitionen, es gibt Social-Media-Proteste, es gibt E-Mail-Proteste usw.

 

Was bedeutete das Lichtermeer für Sie persönlich?

Ich war damals als junge Studentin beim Lichtermeer mit Freunden und wir haben es sogar bis zum Heldenplatz geschafft trotz der vielen Menschenmenge. Und ich erinnere mich noch ganz genau an einen Moment, wo wir alle die Fackeln angezündet gehabt haben und die Luft wirklich dünn geworden ist. Es war ein kurzer, mulmiger Moment, aber gleichzeitig dann einfach ein Erstaunen und ein Begreifen, wie groß die Versammlung hier ist. Und das war sehr, sehrbeeindruckend, so viele Gleichgesinnte zu treffen, so viele Gleichgesinnte, die einstehen für Mitmenschlichkeit zuerst.

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