1940: Umwandlung des Parlaments in das Gauhaus
Die Gauleitung zieht ins Parlamentsgebäude
Das Parlamentsgebäude am Wiener Ring wurde Ende des 19. Jahrhunderts nach Plänen des dänischen Architekten Theophil Hansen als Reichsratsgebäude errichtet. Nach dem Ende der Monarchie war es ab 1919 Sitz des Nationalrats und des Bundesrats der Republik Österreich. Ab 1934 beherbergte es als Haus der Bundesgesetzgebung die pseudodemokratischen Gremien der „Ständestaat“-Diktatur.
Nach dem „Anschluss“ am 12. März 1938 machte Josef Bürckel das Parlamentsgebäude zu seinem Sitz und NS-Machtzentrum: Er residierte hier zunächst als Beauftragter des Führers für die Volksabstimmung in Österreich und ab dem 23. April 1938 als Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich. Bürckel war die zentrale Figur für die Umsetzung des „Anschlusses“ und seit dem 30. Jänner 1939 auch Gauleiter. Trotzdem verlegte erst sein Nachfolger in dieser Position, Baldur von Schirach, im August 1940 die Gauleitung in das Parlamentsgebäude. Bis zum Ende der NS-Herrschaft war es als Gauhaus Sitz der Wiener NSDAP. Die provisorische Regierung Renner übernahm das Parlamentsgebäude am 29. April 1945 vom sowjetische Stadtkommandanten Alexej Blagodatow und hielt in einem demonstrativen Akt der Wiederaneignung in dem teilzerstörten Gebäude seine erste Sitzung ab.