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Heute im hdgö

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„...ein bewegtes, bewegendes und bewegliches Museum, das sich auf seine BesucherInnen einstellt.“

Prof.in Aleida Assmann zum zweijährigen Geburtstag des Hauses der Geschichte Österreich

 

Das hdgö reicht in die Gründerzeit zurück. In der Architektur stehen diese Jahre für Wohlstand, Sicherheit und eine stabile Bauphase. Hier geht es aber um eine andere Gründung, die der Demokratie auf einer neuen Verfassung, die nicht so stabil war. Auf das, was damals als Aufbruch ins Neue und Ungewisse erschien, folgte zunächst der Absturz in Phasen der Gewalt, aber später auch die Erneuerung und Entwicklung der Demokratie innerhalb eines wachsenden Europas. 

 

 

Die Hauptausstellung stellt innerhalb der gezeigten 100 Jahre immer wieder Verbindungen zwischen damals und heute her. Sie zeigt die Gefahren und Bedrohungen ebenso wie Lehren und Erfolge. Die Themenreihe führt die bleibende Aktualität einiger Grundfragen im Wandel der Geschichte vor Augen: Konsum und Konsens, Umgang mit Krisen, die Bedeutung von Grenzen oder die Forderung gleicher Rechte. Die Hauptausstellung ist auf Multiperspektivität und Vielstimmigkeit angelegt, aber klar und unmissverständlich in ihrem Gewicht auf der Vermittlung demokratischer, zivilgesellschaftlicher Werte. Sie ist als eine Diskussionsplattform konzipiert, die zentrale und gewichtige Fragen der Vergangenheit immer wieder neu in einer sich wandelnden Gegenwart aufnimmt. Das Haus der Geschichte Österreich widmet sich dabei auch den schwarzen Flecken der Geschichte und verhindert damit, dass sie zu blinden Flecken werden. Belastete Orte wie der Altan werden zurückgeholt in die Diskussion und als zusätzliche Ausstellungfläche für die Geschichte der Shoah eingesetzt.

 

 

Das entscheidende an diesem Museum ist nicht nur das Was, sondern gerade auch das Wie. Das merkt die Besucherin, wenn sie statt eines Katalogs ein künstlerisches Begleitheft im Stil einer graphic novel in die Hand bekommt. Frontale Informationspakete werden hier durch einen interaktiven Stil ersetzt, der zu Fragen anregt und Teilhabe ermöglicht. Überhaupt ist das hdgö ein Mehrgenerationenmuseum, in dem die Großeltern ihren Kindern und die Enkel ihren Großeltern die Exponate erklären können. Es zeigt nicht nur Geschichte, sondern bietet obendrein auch Raum für die noch ungeschriebene und undokumentierte Geschichte der Bürgerinnen und Bürger. Sie können in Videos und diashows die Themen ihrer eigenen erlebten Alltagsgeschichte entdecken und auf digitalen Plattformen ausstellen. 

 

 

Das hdgö ist dynamisch und flexibel, das hat sich in der Corona Krise sehr bewährt. So konnte es schnell auf die neue Situation reagieren. Es ist ein bewegtes, bewegendes und bewegliches Museum, das sich auf seine BesucherInnen einstellt und ihre Neugier und Nachfragen anregt. Gerade in Zeiten der Polarisierung der Gesellschaft und dem Abbau von demokratischen Strukturen in Europa sind diesem Museum ganz neue Aufgaben zugewachsen. Kein Wunder, dass es in der Museumslandschaft Wiens und am Heldenplatz inzwischen seinen festen Platz gefunden hat. Österreich braucht dieses Museum. Deshalb gilt es, diesen Platz zu erhalten, ebenso wie das erfolgreiche und zu Recht gerühmte Konzept der Direktorin und ihres kreativen Teams.  

 

Aleida Assmann ist Kulturwissenschafterin, Literaturwissenschafterin und prägt maßgeblich die Auseinandersetzung mit dem kulturellen Gedächtnis ab den 1990er-Jahren. Gemeinsam mit ihrem Ehemann Jan Assmann ist sie Trägerin des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2018. Seit der Gründung des Hauses der Geschichte Österreich begleitet sie das Museum als Mitglied des wissenschaftlichen Beirates.