10. September 1919/14. August 1917, Tianjin
Eine österreichisch-ungarische Kolonie
Österreich-Ungarn war anders als die übrigen Imperien Europas. Spanien, Frankreich, England, Portugal, Belgien und Holland hatten Kolonien in Afrika, Asien und Amerika. Zu Ende des 19. Jahrhunderts begannen auch Deutschland und Italien mit der direkten Ausbeutung und Unterdrückung in ihren Einflussbereichen auf anderen Kontinenten. Von Wien aus wurde ein Reich in Europa gebaut. Gewiss, auch die Habsburger hatten koloniale Ambitionen. Bereits seit Regentin Maria Theresia wurden immer wieder Expeditionen finanziert und Territorien beansprucht. Nachdem sich die Habsburgermonarchie in China daran beteiligt hatte, gemeinsam mit anderen Großmächten die regionale Bevölkerung zu unterwerfen, verwaltete Österreich-Ungarn ein Stadtviertel im chinesischen Tianjin mit rund 30.000 EinwohnerInnen: Von 1901 bis 1917 besaß sie in der wichtigen Handelsstadt eine sogenannte „Konzession“, in der österreich-ungarisches Recht galt und auch Truppen stationiert waren. Im Ersten Weltkrieg eroberten chinesische Einheiten das Gebiet, ab August 1917 war die Fremdherrschaft vorbei. Offiziell verzichtete Österreich im Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye 1919 auf seine chinesischen Besitzungen.