Nicole Six & Paul Petritsch konfrontieren in „lost/and/found“ Gegenstände aus zwei unterschiedlichen Sammlungen: einerseits Objekte aus dem Fundbüro der ÖBB, die in Zügen und Bahnhöfen von Wien und Bratislava verloren gingen und gefunden wurden. Anderseits Objekte aus der Museumssammlung des Hauses der Geschichte Österreich. Im Aufeinandertreffen der Objekte „entsteht ein Archivraum von Fundstücken, der Geschichte abbildet und erzählt“, so die KünstlerInnen selbst zum Projekt.
„lost/and/found“ ist der Titel einer Ausstellung der KünstlerInnen Nicole Six & Paul Petritsch, die an einem ungewöhnlichen Ort eröffnet wurde: auf einem Bahngleis des Wiener Westbahnhofs. Die Ausstellung sollte dort aber nicht auf Dauer verharren. Denn „lost/and/found“ war im Kunst-Zug TRAM zu sehen, der zwischen Februar und November 2018 regelmäßig zwischen Wien und Bratislava pendelte. Die Hauptstädte Österreichs und der Slowakei sind nicht nur geografisch Nachbarn, sie sind auch historisch und kulturell eng verbunden. Diese Beziehungen wurden auf dreifache Weise verstärkt. 2018 feierte man 25 Jahre bilaterale Beziehungen zwischen Österreich und der Slowakei, dann das Erinnerungsjahr 2018 und das Europäische Jahr des Kulturerbes. Österreichs laufende EU-Ratspräsidentschaft war noch ein weiterer Anlass, das Zusammenwachsen dieser Region zu vertiefen. Die Ausstellung „lost/and/found“, die im Rahmen des Kulturprogramms all dieser Aktivitäten stattfand und in Zusammenarbeit mit dem Haus der Geschichte Österreich entstand, dokumentiert das Zusammenwachsen durch (unfreiwillige) Trennungen.
Der Kunst-Zug TRAM war eine Initiative verschiedenster Stellen. Die Idee kam von der Österreichischen Botschaft unter der Federführung von Botschafter Helfried Carl und dem Österreichischen Kulturforum in Bratislava. Die ÖBB, vertreten durch Traude Kogoj (Diversity-Beauftragte des ÖBB-Konzerns) und Evelyn Palla (Mitglied des Vorstandes ÖBB-Personenverkehr AG), stellten in Zusammenarbeit mit dem Curatorial Studies Institute und der slowakischen Bahngesellschaft ZSSK die Zugsgarnitur zur Verfügung, die regelmäßig auf der Route Wien - Marchegg - Bratislava pendelte. Der Projekttitel TRAM erinnert an die einstige „Pressburger Bahn“, welche die beiden Hauptstädte seit 1914 verbindet und verweist zugleich auf den laufenden Ausbau dieser Strecke.
Die Ausstellung „lost/and/found“ wurde von Juraj Čarný und Monika Sommer kuratiert.
Zur Ausstellung ist ein gleichnamiges Künstlerbuch entstanden, aus dem die hier gezeigte Auswahl der Bilder stammen.