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Foto: Markus Guschelbauer/Haus der Geschichte Österreich, cc-by nc 4.0

2013: Entschuldigung, Grenze

Tafel „Entschuldigung“/„Oprostite“ aus dem „Elnézést (sorry/excuse me) project“ des Künstlers János Sugár für das Pavlova Hisa/Pavelhaus 2013/Haus der Geschichte Österreich, Schenkung des Artikel 7-Kulturvereins für die Steiermark

Ein gewöhnliches Schild an einem Laternenpfahl im Verkehrsgeschehen – ähnlich einem Hinweisschild für Autofahrer*innen, weist es auf „Entschuldigung“/„oprostite“ hin, im Ungarischen Original „elnézést“. Der Künstler János Sugár bemängelt mit seiner Arbeit, dass in Zentraleuropa im Alltag selten „Entschuldigung“ zu hören sei. Er verweist darauf, dass das Wort in Japan dreimal häufiger als in Deutschland verwendet wird. Dabei bezieht er sich auf die Geste des Entschuldigens grundsätzlich und hofft, bei den Betrachter*innen Reflexion auszulösen, aber auch, dass die Tafel Menschen eine visuelle Geste erlaubt: Wer sich entschuldigen möchte, kann auch ein Foto von sich vor dem Schild machen.

 

Das Projekt wurde zum ersten Mal 2004 und 2005 in Budapest umgesetzt und danach in verschiedenen Städten und Regionen gezeigt. Im Rahmen des Festivals Steirischer Herbst im Jahr 2013 stellte das Pavlova Hisa/Pavelhaus in Laafeld bei Radkersburg/Radgona erstmals eine slowenisch-deutschsprachige Version auf – direkt beim Grenzübergang. Die slowenische Aufschrift war auf der österreichischen, die deutschsprachige auf der slowenischen Seite der Grenze zu lesen. Die Installation war Teil der Ausstellung „Out of the museum, into the streets“, die ungarischen Künstler*innen eine Bühne gab, die sich schon seit Jahren gegen antidemokratische Tendenzen und die Einschränkung der Freiheit in Ungarn positionieren.

 

Für die steirisch-slowenische Initiative Artikel 7 Kulturverein für Steiermark – die das Pavelhaus betreibt – lag in der Montage dieser Tafel im öffentlichen Raum auch die Möglichkeit, auf etwas Abwesendes hinzuweisen: Alle Volksgruppen sind dem Druck zur Anpassung und zur Aufgabe ihrer Sprache ausgesetzt – die slowenischsprachige Bevölkerung der Steiermark ist ein besonders drastisches Beispiel dafür. Obwohl ihre Rechte im Staatsvertrag von 1955 völkerrechtlich garantiert wurden, wurde sie im Volksgruppengesetz 1976 nicht berücksichtigt. Auf eine entschuldigende Geste von staatlicher Seite warten die Angehörigen bis heute vergeblich.

 

Die Kunstinstallation wurde zwei Jahre nach ihrer ersten Aufstellung noch einmal an der Grenze montiert: 2015 geriet die österreichisch-slowenische Grenze in der Steiermark erneut in die Schlagzeilen. Nachdem Flucht und Migration von Menschen aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern des globalen Südens genauso wie aus Südosteuropa zugenommen hatten, wurden erstmals seit dem Beitritt Sloweniens zum Schengener Abkommen wieder Grenzkontrollen von Österreich eingeführt. Die aus Slowenien kommenden Autofahrer*innen konnten nicht wissen, dass es sich hier nicht eine Behörde handelte, die sich für die wieder eingeführten Grenzkontrollen entschuldigen wollte. Schließlich zeigte die Tafel eine sehr amtlich wirkende Entschuldigung in ihrer Landessprache. Dass dahinter ein kleiner (steirisch-slowenischer) Kulturverein steckte, gab der Installation neue Bedeutung.

Wir danken Susanne Weitlaner für Textbeiträge und David Kranzelbinder für Informationen.