2014: Nur gesprochene Sprache bleibt erhalten
Schulbuch “Zdravo! Lehrbuch der burgenlandkroatischen Sprache für die zweisprachige Schule des Burgenlandes”, Eisenstadt 2014, Autoren: Emmerich Berlaković, Stefan Karazman, Matthäus Palatin, Anton Mesner, Grafik: Stefan Karazman, Walter Weber/Österreichische Nationalbibliothek
Die Bewahrung von Minderheitensprachen ist eine große Aufgabe des Bildungssystems. Grundsätzlich nimmt die Anzahl von Sprecher*innen in allen Sprachen der Volksgruppen in Österreich ab – auch dem Burgenlandkroatischen, das bei der letzten Erhebung im Jahr 2001 von knapp 20.000 Menschen als Umgangssprache verwendet wurde. Dagegen setzt dieses Schulbuch an, das speziell für den zweisprachigen Unterricht gedacht ist. Damit können Schüler*innen an Volksschulen Kroatisch lernen, auch wenn sie es nicht als Erstsprache verwenden. So geben sie eine Sprache weiter, die es in dieser Variante nur in Österreich gibt: Viele Worte des Burgenlandkroatischen weichen vom Standardkroatischen ab, außerdem werden Begriffe und Redewendungen aus anderen Sprachen der Region (Deutsch und Ungarisch) entlehnt.
Angehörige von Volksgruppen haben Anrecht auf Minderheitenschulen – das Bildungssystem in Österreich war nie allein deutschsprachig. In der Praxis haben mehrere anerkannte Volksgruppen Schulen, in denen in ihrer Sprache unterrichtet wird, nicht alle davon sind öffentlich, manche müssen auch privat erhalten werden. Seit den frühen Jahren der Zweiten Republik gab es in einigen Gemeinden des Burgenlands Volksschulen, in denen Burgenlandkroatisch die Unterrichtssprache war. Erst seit 1992 haben Schüler*innen aber auch die Möglichkeit, eine höhere Schule zu besuchen, in denen sie burgenlandkroatischen Unterricht bekommen. In diesem Jahr wurde das öffentliche Gymnasium in Oberwart/Borta/Felsőőr/Erba, gegründet, in dem sowohl ungarische als auch burgenlandkroatische Zweige existieren. Für solche Schulen müssen Unterlagen für alle Fächer im Burgenlandkroatischen zur Verfügung stehen.