1952: Neues Österreich, alte Vorstellungen
1952 war im Radio eine Sendung für den Unterricht („Schulfunk“) aus Klagenfurt zu hören, die mehr auf Gefühle als auf Wissen setzte. Ein Gedicht sollte Schüler*innen darauf einschwören, nicht nur für die Heimat zu leben, sondern auch für sie zu sterben – ganz im Sinne von nationalistischer Kriegspropaganda.
Der Autor dieses Gedichts war NS-Ortsgruppenleiter im Kärntner Trebesing gewesen, als er es 1938 erstmals drucken ließ. Er setzt auf starke Gefühle für die „Heimat“ und völlige Hingabe an sie. Das anschließende Lied Oh Rosental wurde von Anton Anderluh veröffentlicht, dem prominentesten NS-Kulturfunktionär in Kärnten.
Allgemein setzte es sich die junge Zweite Republik zum Ziel, in der Bevölkerung ein Selbstverständnis für Österreich als eigenständigen Staat und „Nation“ zu verbreiten. Die Erziehung junger Menschen in diesem Sinn war erfolgreich: Innerhalb nur einer Generation verstand sich eine Mehrheit der Bevölkerung als österreichisch und nicht mehr als deutsch. „Volkskultur“ und regionale Vielfalt waren wichtige Elemente eines bewusst geförderten österreichischen Nationalstolzes.
Schulfunksendung aus dem Studio Klagenfurt, Sendergruppe Alpenland, 0:58 min., 1952, Österreichische Mediathek/Technisches Museum Wien
„Hier ist die Sendergruppe Alpenland, Studio Klagenfurt. Der österreichische Schulfunk bringt eine Musiksendung für die 5. bis 8. Schulstufe von Prof. Hilde Mayer. Volkslieder und Volksmusik aus Kärnten. Die Mundartgedichte von Franz Podesser und Gerhard Glawischnig spricht Hilde Schaunigg.“
[I mueß di jo liabm ..., Text publ. 1938]
I mueß di jo liabm, / mei Hamatle Er’n [sic] /
ban Tog bist mei Sunn, / ba Nocht bist mei Stern.
Mei Liab woxt von deina, / an Muet röd’st ma zua, / dei Sproch hod a G’wolt, / doß i oll’s für di dua.
Dei Glück is es meine, / dei Lad [Leid] follt auf mi, / drum löb i und stirb i, / mei Hamat, für di.
[Chor Oh Rosental, von Johann Mack/Anton Anderluh]