Nach jahrelanger Bauzeit war 1955 das mehrteilige Kraftwerk Kaprun in hochalpiner Lage fertiggestellt. Es wurde zum zentralen Symbol für den Wiederaufbau und damit für die „fleißige“ österreichische Nation. Die beteiligten Ingenieure, Techniker und Arbeiter wurden öffentlich als Helden des „neuen Österreich“ gefeiert. Die bildliche Darstellung baute auf überhöhten Vorstellungen von Männlichkeit auf und betonte die Gefahren dieser Baustelle.
Dieses Hörspiel im Radio inszeniert den Moment des Todes eines Arbeiters emotional. Das Sterben auf der Baustelle wird zur „Opfergabe“ für Österreich und dessen Wiederaufbau.
Der Bau des Kraftwerks Kaprun war in der Zeit der NS-Herrschaft begonnen worden. Rund 10.000 Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter wurden dort ausgebeutet. Das Hörspiel verschweigt dies bewusst, ebenso wie die notwendige Finanzierung durch US-Hilfen im Rahmen des „Marshallplans“.
Mehr dazu unter: hdgoe.at/kaprun
Hörspielszene zum Kraftwerksbau in Kaprun, Sendung „Von der Ersten zur Zweiten Republik“, Österreichischer Rundfunk, 1:13 min., 9.11.1955, Österreichischer Rundfunk ORF
„Sauwetter heit! Kan Hund soit ma vor die Tür setzen!“
„Jo, a vateifelt’s Wetter! De Köt’n [Kälte], die beißt di’ durch und durch!“
„Olles is feicht und glitschig, wohin ma greift.“ „I gfrei mi scho auf a woame Bude.“
„Pass auf, da Kiwe [Kübel] kummt.“ „Geh zurück, um Gottes wü’n!“ „Aaaah!“
[Kommentar] „Der, der sich so auf die warme Stube gefreut hat, liegt begraben unter dem tonnenschweren Kübel, randvoll mit Beton. Er braucht nun keinen wärmenden Ofen mehr.
Über den Männern auf der Mauer pendelt im Sturm das gerissene Seil des Kabelkrans.“