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1938/1940: „Volksgemeinschaft“ durch Ausgrenzung
Die NS-Propaganda zielte darauf ab, die Bevölkerung auf eine rassistische „Volksgemeinschaft“ einzuschwören. Sie verfolgte dafür eine doppelte Strategie: einerseits Ausgrenzung und Gewalt gegenüber bestimmten Bevölkerungsgruppen, andererseits die Betonung und Überhöhung „deutscher“ Kultur und Tradition.
Die gewaltsamen Ausschreitungen im November 1938 markieren den Beginn der systematischen Verfolgung von Menschen, die das Regime als jüdisch einstufte. Im Rundfunk bemühte sich die NS-Propaganda nicht, die extreme Gewalt dieser Novemberpogrome zu verschleiern, sondern rechtfertigte sie. Der Reporter Eldon Walli nutzte dazu antisemitische Feindbilder (z.B. angeblich „orientalisch“ und reich).
Die andere Strategie der NS-Propaganda bestand darin, Zugehörigkeit zu schaffen. In seiner Rede zeichnet August Eigruber, Gauleiter von Oberdonau (Oberösterreich), das Bild einer glanzvollen Zukunft. „Deutsche“ Kultur wird angeblich durch den Angriffskrieg gesichert. Der Komponist Anton Bruckner dient als identitätsstiftender Bezugspunkt.
Mehr zur Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt unter: hdgoe.at/nationalsozialistische_volkswohlfahrt_winterhilfswerk
Eldon Walli mit einer Radio-Reportage über die Zerstörung des Leopoldstädter Tempels, Reichssender Wien, 1:05 min., 10.11.1938, Österreichischer Rundfunk ORF
Der Judentempel war in wenigen Minuten ein Raub der Flammen und wenn wir uns jetzt hier in diesem orientalischen Kuppelbau umsehen, dann ist von dem eigentlichen Tempel, von diesem prunkvollen und mit viel Geld erbauten Gebäude, nur mehr das Gerippe, das alte Gerüst übrig geblieben. Und dieses Gerüst ist schon so baufällig, dass das Wahrzeichen des Judentums, auf das sie besonders in Wien so stolz waren, hoffentlich in wenigen Tagen zur Gänze mit dem Erdboden gleichgemacht wird [sic] und zur Gänze hier in Wien verschwinden
wird. Die Wiener Bevölkerung, die immer mit erbittertem Grimm in der Tempelgasse an diesem Prunkbau vorbeigegangen ist, steht jetzt auf der Straße und jeder möchte gerne hereinsehen, möchte sich überzeugen, wie es hier aussieht und ob alles tatsächlich so ist, wie es ihm ums Herz ist, nämlich so, dass man es nicht wieder aufbauen kann.
Der Judentempel war in wenigen Minuten ein Raub der Flammen und wenn wir uns jetzt hier in diesem orientalischen Kuppelbau umsehen, dann ist von dem eigentlichen Tempel, von diesem prunkvollen und mit viel Geld erbauten Gebäude, nur mehr das Gerippe, das alte Gerüst übrig geblieben. Und dieses Gerüst ist schon so baufällig, dass das Wahrzeichen des Judentums, auf das sie besonders in Wien so stolz waren, hoffentlich in wenigen Tagen zur Gänze mit dem Erdboden gleichgemacht wird [sic] und zur Gänze hier in Wien verschwinden
wird. Die Wiener Bevölkerung, die immer mit erbittertem Grimm in der Tempelgasse an diesem Prunkbau vorbeigegangen ist, steht jetzt auf der Straße und jeder möchte gerne hereinsehen, möchte sich überzeugen, wie es hier aussieht und ob alles tatsächlich so ist, wie es ihm ums Herz ist, nämlich so, dass man es nicht wieder aufbauen kann.
August Eigruber, Gauleiter von Oberdonau, mit einer Weihnachtsansprache, Reichssender Wien, 1:45 min., 26.12.1940, Österreichische Mediathek/Technisches Museum Wien
Des Führers Jugendstadt erhält nach seinem Willen ein neues Antlitz. Wirtschaftlich untermauert durch die ungeheure Anlage der Hermann Göring Werke wird die Stadt an der Donau in monumentaler Weise vergrößert. Auch eine kulturelle Aufgabe gibt der Führer seiner Heimat. Das Land Anton Bruckners soll wieder Mittelpunkt kulturellen Schaffens sein. Und dies alles inmitten des größten Freiheitskampfes. Am Ende dieses Jahres möchte ich die Grüße des Gaues Oberdonau an unsere Soldaten senden. Sie stehen in Norwegen, am Kanal und
im Osten des Reiches. In diesem Kriege lebt die Heimat nicht nur von euren Siegen, sondern sie schafft für euch eine schönere Heimat. Eure Lieben werden behütet und besorgt. Diesmal könnt ihr euch auf uns verlassen. Ich danke aber auch allen Volksgenossinnen und Volksgenossen des Gaues.