
15. Juni 1985, Uganda
Weltgeschichte im Weinviertel
Als sich am 15. Juni 1985 neun Männer aus Uganda für vier Tage im Gasthof zum Grünen Jäger in Unterolberndorf (NÖ) einquartierten, waren sie gekommen, um für ein Land mitten im BürgerInnenkrieg eine demokratische Neuordnung zu entwerfen. Als Mitglieder der Nationalen Widerstandsbewegung gegen die Diktatur in Uganda konnten sie das nur in einem neutralen Land wie Österreich tun. Neun Männer, darunter zwei ugandische Austauschstudenten, arbeiteten die Grundlagen für eine gerechte Regierungsarbeit aus. Diese „Unterolberndorf Papers“ wurden tatsächlich wichtige Leitlinien für die Struktur von Demokratie in Uganda. Unter anderem gaben sie vor, dass alle Bevölkerungsgruppen in Politik und Verwaltung eingebunden werden sollten. Allerdings baute auch die Regierung, deren Mitglieder einst in Unterolberndorf getagt hatten, das Land später wieder zunehmend autoritär um.
Die Erkenntnis, wie wichtig der Besuch der afrikanischen Gäste gewesen war, setzte im Weinviertel verzögert ein. Erst als einer von ihnen neun Jahre später als Präsident zurückkehrte, wurden Projektegestartet, die neue Verbindungen zwischen dem niederösterreichischen Ort und dem ostafrikanischen Staat herstellten.