Das Haus der Geschichte Österreich trauert um Lotte Rybarski, die am 6.7.1923 als Lotte Freiberger geboren worden war und am 8.12.2023 verstorben ist. Rybarski war von der antisemitischen Verfolgung durch das NS-Regime betroffen. Ab 1941 war die damals siebzehnjährige Wienerin gezwungen, einen Jüdinnenstern zu tragen und musste Zwangsarbeit leisten. Um der alltäglichen Gewalt zu entgehen, aber auch, um die Einschränkungen des Alltagslebens für jüdische Menschen zu umgehen, nähte Freiberger den Jüdinnenstern so um, dass sie ihn leicht abnehmen konnte und machte das gelbe Textil mit schwarzer Schuhcreme weniger auffällig. Dieser Akt des Widerstands wäre bei Entdeckung streng bestraft worden.
Wie sie selbst erzählte, holte sie ihre als „Arierin“ eingestufte Mutter oft direkt von der Zwangsarbeit ab, weil ständig die Bedrohung durch Übergriffe oder Deportationen im Raum stand. Viele ihrer Freund*innen, die ebenso als „halbjüdisch“ betrachtet worden waren, kamen durch die Gewalt von NS-Einheiten ums Leben – oft noch in den letzten Tagen und Stunden der NS-Herrschaft.
2020 hat Lotte Rybarski den von ihr umgeänderten Jüdinnenstern als Schenkung in die Sammlung des Hauses der Geschichte Österreich übergeben. In unserer Hauptausstellung „Neue Zeiten. Österreich seit 1918“ und unserer aktuellen „Quiz-Reise durch die Zeit“ ist er ein zentrales Objekt zur Auseinandersetzung mit NS-Verfolgung. Durch diese großzügige Schenkung hat Lotte Rybarski/Freiberger dem Museum die Möglichkeit gegeben, ihre Lebensgeschichte und ihren Umgang mit antisemitischer Gewalt an Besucher*innen zu vermitteln. Ihre persönlichen Erzählungen und ihr vielfältiges ehrenamtliches Engagement sind dadurch nicht zu ersetzen, ihre Geschichte kann so aber auch in Zukunft weitergegeben werden.