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Blick Richtung Leihstelle
Foto: Lichtbildwerkstätte Alpenland, Wien/ÖNB, Bildarchiv und Grafiksammlung

Ausbaupläne für die „Moderne Bibliothek“

Zwischen dem Kunsthistorischen Museum und der Nationalbibliothek herrschte ab 1918 ein erbitterter Kampf um die Neue Burg. Wie die Beamten des ehemaligen Hofmuseums sah auch die Leitung der Bibliothek im politischen Umbruch von 1918 eine Chance, um der permanenten Platznot Abhilfe zu schaffen. Denkschriften und Planungen folgten, doch verhinderten einerseits die schlechte wirtschaftliche Lage und Inflation, andererseits wechselnde Entscheidungen zuerst in der Republik und dann in den Diktaturen jahrzehntelang den Ausbau des 1924 zu Museal- und Bibliothekszwecken gewidmeten Hofburgtrakts. Während der Zeit des Nationalsozialismus schöpfte der Direktor der Bibliothek neue Hoffnung und präsentierte Ausbaupläne enormen Ausmaßes. Die Entwürfe sahen anstelle des Palmenhauses einen 140 Meter langen und vier Stockwerke hohen Zubau im Burggarten vor, weiters war die Schleifung eines benachbarten Häuserblocks geplant. Der Neubau sollte so viel Platz bieten, dass die Nationalbibliothek aus allen bestehenden Räumlichkeiten der Hofburg ausziehen und sie anderen Nutzern verfügbar machten konnte. Doch auch diese Pläne blieben, wie vorangegangene, Papier.

 

Erst nach dem Ende der NS-Herrschaft war die Zeit für die Erweiterung der Österreichischen Nationalbibliothek gekommen. 1956 bekam sie vom Staat als Eigentümer der Hofburg einen großen Teil ihrer heutigen Räume in der Neuen Burg für die dringend notwendige Erweiterung und Modernisierung zugesprochen. Auf die Räume im Keller und Souterrain folgten das Erdgeschoß und Mezzanin im linken Segmenttrakt sowie die Mittelhalle im Parterre. Die bislang als Lager dienende große Eingangshalle schlossen die Architekten durch raumhohe Glaswände gegen das Stiegenhaus ab, da der Raum zukünftig nicht nur der Bibliothek, sondern auch den im ersten Stock untergebrachten kunsthistorischen Sammlungen (Waffensammlung und Sammlung Alter Musikinstrumente) als Eingang dienen sollte. Bei den Architekten des 1966 fertiggestellten Umbaus zur Modernen Bibliothek, wie sie damals hieß, handelte es sich um das große Architekturbüro Theiss & Jaksch, das auch schon für eine Zentralbibliotheksplanung in den 1930er Jahren und die Bibliotheksplanungen während der NS-Zeit verantwortlich gezeichnet hatte.

 

Mit der Eröffnung der Lesesäle am 28. September 1966 hatte das knapp vier Jahrzehnte andauernde Tauziehen um den jüngsten Erweiterungstrakt der Wiener Hofburg ein Ende und die Neue Burg ihre endgültige Zweckbestimmung gefunden. Heute stehen die Tore des Flügelbaus zwischen Heldenplatz und Burggarten Besucher*innen der Österreichischen Nationalbibliothek unter anderem mit dem Haus der Geschichte Österreich und des Kunsthistorischen Museums unter anderem mit dem Weltmuseum offen. Auch wenn immer wieder unterschiedliche Sammlungen und Institutionen der beiden großen Kultureinrichtungen unterschiedliche Räume im Haus übernehmen – die Widmung der Neuen Burg als Bibliotheks- und Museumsbau hat sich seither bewährt.