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Foto: Markus Guschelbauer/Haus der Geschichte Österreich, cc-by nc 4.0

2023: Mahnen, nicht nur gedenken!

Transparent mit Zitat von Irma Trksak, hergestellt und verwendet von der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen (ÖLGRF), 2023/Haus der Geschichte Österreich, Schenkung der ÖLGRF

Mit der Forderung „Wir wollen nicht nur gedenken, sondern auch mahnen“ brachte Irma Trksak die Auseinandersetzung darüber auf den Punkt, welche Rolle die Auseinandersetzung mit NS-Verbrechen in der Gegenwart spielen soll. Trksak war eine slowakische Österreicherin und über Jahrzehnte Sekretärin der Lagergemeinschaft Ravensbrück (also jener Organisation, in der sich Überlebende des NS-Frauenkonzentrationslagers und deren Freund*innen organisiert hatten). Trksak hatte beobachtet, wie die Einrichtungen in vielen ehemaligen Lagern sich selbst nicht mehr als „Mahn- und Gedenkstätten“ bezeichneten, sondern nur mehr als „Gedenkstätten“, was auch im ehemaligen Konzentrationslager Ravensbrück 2012 eintrat. Dagegen legten viele Überlebende Widerspruch ein. Gemäß ihrer Maxime „Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!“ verstanden sie ihren Auftrag auch im Mahnen in Bezug auf die Gegenwart, nicht allein im Gedenken an die Vergangenheit. Die Proteste waren erfolgreich, heute lautet der offizielle Titel der Einrichtung als einziger in der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten wieder „Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück“. Dass die Österreichische – und auch die Deutsche – Lagergemeinschaft Ravensbrück sich nach wie vor auch diesem Leitgedanken verpflichtet fühlen, kommt in diesem Transparent zum Ausdruck.

 

Irma Trksak (1917–2017) war in eine slowakische Wiener Familie hinein geboren worden. Ihre Eltern waren auf der Suche nach Arbeit hierher migriert. Sie besuchte die tschechischsprachige Komenský-Schule und war nach einem Jahr Universitätsstudium in Prag als Lehrerin an der tschechischsprachigen Volksschule in Wien tätig. Dass das NS-Regime schließlich die Schule, an der Trksak arbeitete, schloss, war erst der Anfang. Das Leben aller Menschen, die als „slawisch“ eingestuft wurden, wurde von den Nationalsozialist*innen eingeschränkt oder sogar bedroht. Trksak trat im Geheimen dagegen auf: Sie verbreitete Flugblätter oder half bei Sabotagen mit, die sich gegen den NS-Staat richteten. Diese verbotene politische Tätigkeit flog auf, Irma Trksak wurde von der GESTAPO verhaftet. Nach einem Jahr Haft in Wiener Gefängnissen, wurde sie 1943 ohne Gerichtsurteil ins Frauenkonzentrationslager Ravensbrück deportiert. Dort blieb sie bis zu ihrer Befreiung im Mai 1945 inhaftiert.

 

In der Zweiten Republik prägte sie die Organisation der Überlebenden und engagierte sich als unermüdliche Zeitzeugin in der Vermittlungsarbeit an Schulen. In ihrer Forderung nach dem „Mahnen“ spiegelt sich Irma Trksaks politisches Engagement für Demokratie und Frieden.

 

Für Informationen danken wir Helga Amesberger, Siegrid Fahrecker und Ingrid Konrad.

 

Ein Interview mit Irma Trksak können Sie hier ansehen. Eine ausführliche Biografie bietet die Webseite Österreicherinnen in Ravensbrück.

Mehr zum KZ Ravensbrück

Das „Frauenkonzentrationslager Ravensbrück“ war eine der Stätten des Grauens während der nationalsozialistischen Herrschaft. Es lag 80 km nördlich von Berlin. 130.000 Frauen aus zahlreichen Ländern Europas wurden dorthin deportiert, gequält, gedemütigt, ausgebeutet und viele von ihnen ermordet.  Informationen zu den Lebensgeschichten vieler Ravensbrück-Häftlinge finden Sie auf den Seiten der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück und des Instituts für Konfliktforschung.