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Foto: Markus Guschelbauer/Haus der Geschichte Österreich, cc-by nc 4.0

1870: Volksgruppenarbeit behördlich unerwünscht

Stempel des slowakischen akademischen Vereins Tatran, 1870–1898, und Festschrift des slowakischen akademischen Vereins Tatran (1890)/Österreichisch-Slowakischer Kulturverein

Mit diesem Stempel präsentierte sich der Verein Tatran – der erste slowakische Verein in Wien – nach außen. Damit bekamen Schriftstücke einen offiziellen Charakter und die Gruppe hatte ein zentrales Symbol für Mitteilungen an seine Mitglieder und nach außen.

 

1864 wurde der Verein Tatran von den Mitgliedern zweier nicht offiziell anerkannter Organisationen gegründet, mit dem Ziel, die slowakischen Studenten in Wien zu vertreten und die Anliegen der entstehenden slowakischen Nationalbewegung bekannt zu machen. Der Verein nahm sich auch die wissenschaftliche Weiterentwicklung der slowakischen Sprache vor. Der Name bezieht sich auf das Tatra-Gebirge, das geografisch die Slowakei bestimmt und für den slowakischen Nationalismus ein zentrales Symbol war und ist – heute findet sich das Gebirge im nationalen Wappen genauso wie in der Nationalhymne.

 

Der Antrag zur Gründung des Vereins wurde jedoch zweimal nicht genehmigt, sodass er erst 1870 offiziell mit seiner Arbeit beginnen konnte. Die Behörden waren skeptisch gegenüber Vereinen, die Volksgruppenarbeit betrieben. Der Nationalismus dieser Zeit konnte sehr viele Forderungen umfassen: Von der Pflege einer Sprache, die bis dahin wenig beachtet worden war bis zur Selbständigkeit für bestimmte Regionen. Für die Verwaltung stellte das eine Bedrohung für den Zusammenhalt der Habsburgermonarchie dar. Wann immer der Verein Tatran in der Öffentlichkeit wieder etwas sichtbarer wurde, geriet er in den Verdacht der „politischen Betätigung“, was ihm verboten war. Diese ständige Bedrohung führte zur Gründung anderer Vereine, aber auch dazu, dass sich die politischen Aktivitäten in weniger offizielle, verstecktere Kreise verlagerten. Ein zentraler Ort für die Förderung des slowakischen Nationalismus in Wien wurden die Treffen, die Paula Chabré Kokešová in ihrem Privatbereich organisierte (einem „Salon“). Sie bekam dafür den Spitznamen „národnia tetka“ („Nationaltante“).

 

Das größte Hindernis für die Entwicklung einer starken slowakischen Gruppe in Wien waren bürokratische Beschränkungen durch Ungarn: Schon kurz nach der Gründung von Tatran wurde die Habsburgermonarchie zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn umgebaut. Die ungarische Verwaltung verweigerte die Anerkennung der Studienabschlüsse von Wien. Das sollte Slowaken dazu zwingen, in Budapest zu studieren, wo sie den Geist eines einheitlichen ungarischen Staates in ihre Herkunftsregionen tragen sollten. Diese Politik besiegelte auch das Ende des Vereins Tatran in Wien – es kamen immer weniger Studenten in die Reichshauptstadt, die Pflege der slowakischen Sprache und die Förderung des slowakischen Nationalismus verlagerte sich aus den studentischen Kreisen in andere Bevölkerungsschichten hinein. In den Salons und neuen Vereinen wurde das Andenken an Tatran jedoch bewahrt, und der Siegelstempel dieses ersten offiziellen Zusammenschlusses über inzwischen 160 Jahre weitergegeben. Heute zeigt er im Haus der Geschichte Österreich, dass der Kampf für die Anerkennung verschiedener Volksgruppen ein zentrales Element der Geschichte Österreichs ist.

Für Informationen danken wir Ingrid Konrad.