1934/1944/1954: Fortgesetzte Karrieren
Brauchtum und Handwerk waren schon zu Beginn des Rundfunks Teil von Sendungsinhalten. Hörberichte wie jene von Andreas Reischek sind Vorläufer der heutigen „Features“. Er machte durch seine Reportagen einzelne Handwerksbetriebe oder Brauchtumsveranstaltungen besonders bekannt.
Nach der NS-Machtübernahme 1938 setzte Andreas Reischek seine Arbeit fort und produzierte Sendungen im Sinne der NS-Propaganda – auch über Gebiete im heutigen Slowenien, die der NS-Staat annektiert hatte. In seiner Propaganda-Reportage versucht Reischek den „deutschen“ Charakter der Region „Untersteiermark” hervorzuheben. Tatsächlich erfolgte die „Germanisierung“ durch Zwang und Gewalt bis hin zu Kriegsverbrechen.
Obwohl er für die NS-Propaganda gearbeitet hatte, konnte Reischek seine Karriere nach 1945 fortsetzen. Er produzierte Sendungen mit ähnlichem Inhalt und Stil und wurde sogar zum Leiter des Linzer Studios des US-amerikanisch kontrollierten Senders Rot-Weiß-Rot ernannt, nachdem er sich als Widerstandskämpfer der letzten Stunde dargestellt hatte.
Andreas Reischek mit der NS-Propagandareportage „Dorftagebuch aus der Untersteiermark“, Reichssender Wien, 0:33 min., 1944, Deutsches Rundfunkarchiv
Und gegen Schluss des Buches sind besonders schöne Bilder. Es sind Bilder vom Erntekindergarten 1942. Da sieht man fröhliche untersteirische Jugend versammelt. Zur Zeit der Arbeitsspitze, in der die Bauern und Bäuerinnen auf dem Feld draußen sein müssen, da betreut jene Volkswohlfahrt die Kinder dieser untersteirischen Bauern. Die Zukunft dieses deutschen Landes, das nun für immer wieder deutsch geworden ist.
Andreas Reischek mit einer Reportage über die MaultrommelErzeugung in Molln, Radiosender Rot-Weiß-Rot, 1:25 min., 1954, Österreichischer Rundfunk ORF
Kennen Sie dieses merkwürdige Instrument? Kennen Sie diesen summenden Ton? Ich glaube, liebe Hörerinnen und Hörer, dass nur wenige von Ihnen wissen, was eine Maultrommel ist. Denn eine solche Maultrommel haben Sie jetzt gehört. Ein unscheinbares, kleines, aus Eisen gefertigtes Instrument. Aber man hört es von Afrika über Indien
bis nach Tibet. Die Primitivvölker der anderen Erdteile kennen dieses Instrument seit urältesten Zeiten. Und, und das ist jetzt das Interessante, alle diese Instrumente, die von den Eingeborenen ferner Länder gespielt werden, fast alle, stammen aus dem kleinen Ort Molln im Steyrtal in Oberösterreich, wo wir vor dem kleinen Hause eines der Meister der Maultrommelschmiede stehen.