Am 7. Dezember 1979 wurde das staatliche Rundfunk-Monopol erstmals durch ein alternatives Programm herausgefordert. In Graz sendete eine Gruppe von Aktivist*innen während einer Autofahrt ihre eigenen Botschaften und forderte eine Vielfalt von Radiosendern.
Zu diesem Zeitpunkt war Betreiben von Sendern außerhalb des ORF illegal. Die Rundfunküberwachung spürte Pirat*innenradios wie Ö-FREI auf und beschlagnahmte deren Equipment. Um wegfahren oder weglaufen zu können, griffen Radio-Pirat*innen meist auf voraufgezeichnete Aufnahmen zurück, die sie dann einspielten – hier sprechen sie ausnahmsweise live.
Die Pirat*innenradios forderten die Beendigung des Rundfunk-Monopols in Österreich und die Berücksichtigung alternativer Gruppen im Radio. Nach wenigen Sendungen wurde das Programm von Ö-FREI in Graz eingestellt und im Jahr 1980 von Studierenden der TU Wien fortgeführt.
Erste Sendung des illegalen Pirat*innensenders Ö-FREI , 1:38 min., 7.12.1979, Cultural Broadcasting Archive (CBA)
„Die Antenne macht ma Sorgen, wir hättens wenigsten a Mal richtig ausprobieren sollten.“ „Na geh, des wird schon hinhauen. Aber bist schon so weit? Dann fangen wir an mit dem Programm.“ „Ja, spü ma des Bandl ab!“
„Ja, wie ihr hört, hat soeben der erste freie österreichische Sender, genannt Ö-FREI, seinen Betrieb aufgenommen. Wir leben in einem freien Land, in dem jedem Bürger die freie Meinungsäußerung verfassungsmäßig garantiert ist. Aber diese hört eben schon mal beim Radio auf. Eine Zeitung darf jeder machen, senden darf nur der ORF. Dabei glauben wir, dass gerade der Rundfunk eines der besten Informationsmedien ist oder sein könnte, wenn Rundfunk in Österreich nicht ein Monopol wäre. Wir glauben, dass es ein demokratisches Recht ist, private Rundfunkund Fernsehsender zu betreiben. Ö-FREI will weg vom Bevormundungsfunk. Mündige Bürger brauchen kein Meinungsmonopol! Zurzeit ist Ö-FREI illegal, weil Meinungsfreiheit offenbar nicht für das Radio gilt. Wir wollen unsere Programme gemeinsam mit unseren Hörern machen. Wir fordern alle Leute, die Lust dazu haben und uns unterstützen wollen, auf, mit uns Programm zu machen. Ja, oder selbst einen Sender zu machen und das ist sehr wichtig. Wir glauben, jeder soll senden dürfen und jeder soll den Sender hören, der ihm am besten gefällt. Je mehr, desto besser. Genauso wie sich jeder die Zeitung kaufen kann, die er lesen will.”