Juli/August 1944: Rundfunk im Exil
Während des Zweiten Weltkriegs boten ausländische Radiosendungen eine Alternative zur NS-Propaganda. Im nationalsozialistischen Deutschen Reich war strikt verboten, ausländische Radioprogramme zu empfangen und zu hören. Technisch war das aber möglich, selbst mit dem NS-Standard-Radiogerät „Volksempfänger“. Harte Strafen sollten die Bevölkerung vom Hören der „Feindsender“ abhalten.
Die Staaten, die gegen NS-Deutschland kämpften, gestalteten eigene Radioprogramme, um den Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu unterstützen. Der britische Rundfunk (BBC) produzierte Sendungen speziell für Österreich. In seinem Satire-Programm spielte Fritz Schrecker den Prototypen eines Österreichers, einen „kleinen Mann“. Sprachlich und ideologisch soll das Land und seine Bevölkerung von Deutschland abgegrenzt werden. Schrecker bedient das Klischee vom naiven Österreicher, der nichts mit der preußischen NS-Herrschaft zu tun hat, sondern unter dem Krieg von „Hitler und seinen Banditen“ leidet.
Fritz Schrecker mit dem Spezialprogramm für Österreich „Der Alois mit dem grünen Hut“, BBC, 2:18 min., Juli–August 1944, British Broadcasting Company (BBC) / Österreichischer Rundfunk ORF
Griaß Eich Leit, I bins, da Alois mit mein greanen (grünen) Hut! Passts gut auf Leit, auf des, was i euch heut sag. Stellens Ihna vur, Herr Hackl, Sie ham a größeres Gschäft und Sie ham an Kassierer und der Kassierer haut in sein Privatlebn wie a Baron mitn Göd umanand. Erst stimmt da was ned und nachher stimmt da was ned. Sie ham an Verdacht und eines schönen Tags gehts Ihnen rein und Sie kuman drauf, dass Ihnen dieser Lump des ganze Göd verloren, verludert und am Rennplatz verspüt hat. Was werdens mit erm machen, Herr Hackl? In weiten Bogen werdens erm außefeuern, den Falotten, der Ihna bestohlen, beraubt und ins Bankrott gebracht hat. Hab I ned recht? Und Sie, Frau Kneifl, stellns Ihna vur, Sie san a Gnädige und ham a Dienstmadl und des Dienstmadl haut Ihna jeden Tag a halbs Dutzend Teller, jeden Tag machts Ihna an Kurzschluss, Ihnan Wäschkastn ramts aus und in Ihnane Kleider gehts spazieren. Die Wanzen hats Ihna ins Haus bracht. Was werdens mit ana Solchen machen, Frau Kneifl? Außefeuern werdens Sie, Frau Kneifl, da werdens Ihna ned lang überlegen, wans Ihna amal den Schaden zusammengrechnet ham. Sie werden Ihna ka Zeit mehr geben, dass Sie nu Ihre vierzehn Tag macht, bis alles hin ist. Mit an Schwung werdens Sie außefeuern mitn Koffer am Gang. Ka Zeit werdens Ihr geben. Keine Minuten mehr. Sehts Leit und was heut das verzweifelte Schreien vom Hitler und seine Banditen ist, ist grad des: ‘Gebts uns Zeit Volksgenossen!’ Zeit,
für was denn? Des Geschirr liegt in Scherben, des Geld is verpulvert, da Kurzschluss ist da oder ned? Im Westen stehen die Amerikaner ned weit vor Paris, im Osten die Russen in den Karpaten, im Süden rücken die Alliierten jeden Tag näher zu den österreichischen Grenzen vor. Die deutschen Städte und a Mass an österreichischen Städten san in Trümmer geschlagen. Des Volks is ausgeblutet und ausgepofelt und ausgeraubt und ausgeschunden. Des is das Resultat von sechs Jahren Hitler-Herrschaft in Österreich.